Sunday 11 November 2012

Exploring the West Coast of Madagascar!


Heute beginnt unsere erste große Reise an die Westküste! Von Antsirabe fahren wir mit dem Auto nach Miandrivazo, von dort aus werden wir auf die Piroge umsteigen und auf dem Fluß Tsiribihina reisen! Danach steigen wir auf ein 4x4 (Jeep) und Ochsenkarren um...soweit der Plan - also los gehts! 

 Ich gebe zu, dass man um 4 Uhr morgens noch keine Sonnenhüte braucht - auch nicht in Madagaskar :-)
 


Wir sind heil in Miandrivazo angekommen und treffen auf den Rest unserer Reisegruppe!
Drei Franzosen und 2 Schweizer und es soll der Beginn einer superlustigen Woche sein!


Ich kann mir zwar noch nicht ganz vorstellen, die nächsten 3 Tagen auf dieser Piroge zu verbringen, aber Pablo und ich sind frohen Mutes und unterhalten die Pirogées (die "Fahrer") mit unserem Gesang...haha!




Das Flusswasser ist hier übrigens rot! Madagaskar wird auch die "rote Insel" genannt, weil die Erde sehr Eisenhaltig ist und deshalb diese rote Farbe annimmt. Der Fluss sieht nach der Regenzeit dann genauso aus! Gut dass ich weiß trage!Bananen- und Tanzpause!




Hier werden wir also heute Abend schlafen! Jetzt müssen wir nur noch Holz sammeln, Zelte aufbauen und ....


...die Kinder unterhalten :-) Man wird hier übrigens nur Vazaha! genannt - das heißt Ausländer und wir sollten es noch oft hören in den nächsten 10 Tagen! Abends werden wir lecker von unserem Guide und den Pirogées bekocht - außerdem singen wir madagasische Lieder und dazu gibt es selbstgemachten Rhum  - so lässt es sich auf dem harten Boden auch besser schlafen :-)

 Tag 2:
 Es regenet! What?!?





Zumindest halten wir heute an einem Wasserfall mit klarem Wasser wo wir uns waschen können! Shampoo und Duschgel sind zwar nicht erlaubt, aber immerhin kein rotes Wasser :-)
 den Lemuren scheint der Regen aber nichts auszumachen.


 Wir sind nun total durchnässt (und es wird kalt!) und nun beschließt unser Guide in einem Dorf zu halten und hier zu übernachten! Wir sind die Attraktion des Jahres und jeder will Fotos mit uns machen (und dann lachen sie 10 min darüber sich selbst im Foto zu sehen :-)) Think positiv!

 Weil die Männer Hühner schlachten (das ist kein Witz, die waren als Dinner für Tag 2 vorgesehen und sind die letzten zwei Tage mit uns auf der Piroge gefahren) bieten uns die Frauen im Dorf an uns Zöpfe zu flechten! Bezahlen tuen wir mit unseren Klamotten.
Gruppenfoto am nächsten Morgen!
und endlich wieder schönes Wetter!


 Yeah! Die letzen Stunden in der Piroge :-)

 wir halten in einem Dorf um Mittag zu essen. Der Reis wird hier gestampft und es gilt als besondere Ehre, wenn ein Vazaha (also wir) das machen dürfen!
 unsere Pirogées verlassen uns leider heute :-(

Habe ich mich gerade gefreut die Piroge zu verlassen?!? Im Vergleich zum Ochsenkarren war das Boot ein 5-Sterne-Hotel!



 Ok...ist das Wasser nicht ein bisschen tief? Aber wir haben keine Wahl, es hat halt ein bisschen geregnet in den letzten Tagen....

 Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir in einem kleinen Dorf an, wo eigentlich ein 4x4 auf uns warten soll. Nur irgendwie ist es nicht da. Bitte bedenkt: seit 4 Tagen sind wir auf dem Fluss unterwegs und alles was wir wollen ist ein 4x4, welches uns in ein Hotel bringt. Wir verlangen ja gar nicht viel, nur ein Bett und vielleicht eine Dusche. Soweit die Situation. Dann kommt unser Guide

"ja, also...es gibt eine Benzin-Knappheit und euer Auto musste superlange an der Tankstelle anstehen und vielleicht kommt es heute nicht mehr hierher um euch abzuholen. Kein Problem wir können auch hier schlafen..irgendwo (Anmerkung der Redaktion: es gibt hier aber keine DUSCHEN!)...also grundsätzlich gibt es Betten, nur die Frau, der das Hotel gehört ist nicht hier und der Mann kann nichts machen ohne ihre Genehmigung...."

Hahah. Wenigstens finden wir Bier. und nach einigen Stunden kommt dann doch noch unser Jeep. Megagut!
Alle freuen sich super...nur ist es so: es ist keine Strasse, auf der der wir fahren, sondern es geht wirklich über Stock und Stein! Und für jemanden wie mich, der schon schlecht wird, wenn sie sich auf eine Schaukel setzt ist so eine Autofahrt...naja eher weniger schön...aber ich soll in den nächsten Tagen noch lernen, dass man sich an vieles gewöhnen kann!

Zum Glück ist die Autofahrt auch nicht so lang, da kommen wir an einem Fluss, und unser Auto wird auf ein Holzbrett gefahren.


Hier sitze ich also. Mir ist schlecht von der Autofahrt, es ist superdunkel und ich sitze auf diesem Floß. an den vier Ecken dieses Holzbrettes befinden sich kleine Zelte mit "Motoren". Es ist superlaut und es sprühen Funken. Ich kann nicht wirklich erkennen ob diese Funken von den Motoren kommen, aber ein anderer Kerl schöpft auch die ganze Zeit Wasser aus diesem Zelt. Zum ersten Mal denke ich, ich vermisse Europa. Was mache ich eigentlich mitten in der Nacht auf diesem Fluss?!? Und wer weiß ob wir jemals lebend an der anderen Seite ankommen. Ich kauere mich in die Mitte dieses Brettes (ich denke hier bin ich am sichersten) mache meine Stirnlampe an und hoffe dass die Fahrt bald vorbei ist. Die anderen finden es irgendwie nicht so schlimm.
What's wrong with them?!? :-)

Wir kommen im Hotel in Belo sur Tsiribihina an und das Wasser wurde abgestellt. No worries - ich wasche mich auch mit eiskaltem Wasser aus dem Eimer.



Am nächsten Tag sieht die Welt aber schon farbenfroher aus :-) Ich liebe diese bunten Märkte in diesem Land!




Ok, Fleisch würde ich hier vielleicht nicht kaufen - bei gefühlten 40 Grad im Schatten.


Toujours Coca-Cola!




Die Frauen hier schmieren sich ein Extrakt einer gewissen Pflanze ins Gesicht. Als Sonnencreme und gegen Falten! Manche Sachen ändern sich eben nie :-)



Im Dorf Bekopaka ist wieder Camping angesagt! Superschön hier!


Mangos überall - die werden hier eigentlich nur von Kindern (als Süßigkeit) gegessen. und von mir :-)







Heute beginnt unsere große Klettertour auf den Tsingy, wobei wir den großen und den kleinen Tsingy besteigen werden - dieser Berg ist ein geschütztes UNESCO Weltkulturerbe. Also Madagaskar vor 150 Millionen Jahren noch an den afrikanischen Kontinent angeschlossen war, lag dieser "Steinwald" noch unter Wasser. Durch Regenfälle hat dieser Steinwald seine außerordentliche Form erhalten. Tsingy bedeutet auf madagassisch soviel wie "auf den Zehen laufen" - denn das mussten die Einwohner hier früher. 




Hihi hier sind wir noch guter Laune und fit für den Aufstieg!


 oh wie süß!!


unser Guide legt ein ordentliches Tempo vor und führt uns über Stock und Stein und enge Höhlen.



Okeee....ich dachte ich hätte keine Höhenangst.



Aber der Aufstieg hat sich gelohnt. Der Ausblick hier ist wirklich atemberaubend!




Endlich angekommen!!!

Ah ja, alles klar. Und hier müssen wir rüber?!? Ich nehme an, diese Brücke wurde nicht von deutschen Ingenieuren konstruiert.






Aha, ein spanischer Lemure ;-))



Nach einem ganzen Tag klettern und wandern freuen wir uns auf unsere Dusche (auch wenn es nur rotes Flußwasser ist) und Zöpfe aufmachen ist auch keine schlechte Idee!





 Am nächsten Tag geht es mit dem 4x4 nach Morondava!




Wir sind bei den Baobab-Bäumen angekommen. Auf deutsch heißen sie Affenrotbäume – weshalb ich auch dachte, dass darauf Affen leben (ergibt Sinn, oder?) – unser Guide hat mich nur ausgelacht.
Nichtsdestotrotz: Diese Bäume speichern Wasser in ihrem Stamm und sind sogar gegen Buschfeuer resistent. Einer dieser Baobabs ist besonders wichtig, weil er heilig ist




Dieser Baum umfasst 8(!) Personen, er ist außerdem 600 Jahre alt, wiegt 2000 Tonnen und ihm wird folgende Legende zugeschrieben: Ein Ehepaar, welches verzweifelt Kinder bekommen wollte, bat diesen Baum um Hilfe und tatsächlich konnten sie eine Familie gründen. Seither pilgern Madagassen mit ihren alltäglichen Sorgen zu diesem Baum. Wenn der Wunsch in Erfüllung geht, darf man jedoch nicht vergessen, zu dem Baum zurückzukehren und sich zu bedanken. Das tut man mit Geld, Rhum oder Süßigkeiten.






Jaja, Springfotos sind nicht immer einfach. Und nicht jeder kann so ein Pro sein wie Pablo und ich :-) 






Hier ist es traumhaft! Aber es zieht uns weiter nach Belo - Sur - Mer! Dieses kleine Fischerdorf ist noch mals 4 Stunden von Morandava entfernt! Hier gibt es noch nicht einmal Handyempfang.


Zu essen gibt es übrigens auch nur das, was die Fischer in der Nacht fangen konnten. Und Papaya.




Wir beschließen einen Ausflug mit der Piroge zu machen - anscheinend gibt es nur 1.5hrs entfernt, eine kleine Insel, die superschön ist. Soweit so gut. Pablo, Julie und ich sind auf einer Piroge mit 2 Pirogées, die kein Französisch sprechen und einem Segel, dass mich eher an "Pirates of the Caribean" erinnert. Die Piroge mit Elisa und Emilien UND unserm Guide ist irgendwie schneller als unsere und schon bald außer Sicht.





 ja....leider gibt es keinen Wind. Es sind mittlerweile 3 Stunden vergangen und die Kommunikation mit unseren Pirogées ist eher schwer. Hier sind wir also und fühlen uns wie Schiffsbrüchige. Naja, wird schon werden - irgendjemand wird ja wohl wissen, dass wir uns auf den Weg zu dieser Insel gemacht haben, oder?!?

 Nach 4 Stunden praller Sonne und leicht verängstigt - TERRE EN VUE!!!!!! Und die Fahrt hat sich gelohnt!
Ein wirklich traumhafter Strand!





Wir hatten ja auch Fisch dabei (leider in unserem langsamen Boot) und der war nach der langen Reise nicht mehr so gut! Zum Glück haben die Fischer auf der Insel (es gab übrigens nur uns und die Fischer auf dieser Insel) gerade Fisch gefangen und uns welchen abgegeben! Mit Ingwer gegrillt schmeckt er auch echt gut ;-)

Hier sieht man unsere Pirogées. Sie fahren nicht nur unser Boot, sondern kochen auch für uns. Als wir fertig mit essen sind - nehmen sie unsere Teller und essen unsere Reste. Ich stehe daneben und habe mich glaube ich selten so nutzlos gefühlt - sie essen also das was wir Vazaha übrig gelassen haben? Ich möchte irgendetwas machen und biete ihnen wenigstens mein Schweizer Taschenmesser an - worauf sie mir deutlich machen, dass sie immer mit den Händen essen. Ich gebe ihnen Servietten und fühle mich noch nutzloser. Pablo erklärt mir außerdem, dass die Pirogées schon immer unsere Reste gegessen haben, das hätte ich nur nicht mitbekommen...und dass hier eben nichts(!) weggeschmissen wird. Ich komme darauf überhaupt nicht klar und nehme wir vor in Zukunft zu versuchen weniger Essen zu verschwenden.
Ich denke noch lange darüber nach und auf einmal verstehe ich auch Pablo, der sich z.B. super dagegen sträubt mit dem Pousse-Pousse zu fahren, weil er es als Menschenunwürdig betrachtet. Vielleicht entdeckt hier jeder so seine moralischen Grenzen.



Zurück in Belo - Sur - Mer:


Diese Schildkröte wird am Abend leider noch gegessen. Aber soll man nun anfangen, den Leuten zu erklären, dass sie vom Aussterben bedroht sind?!


Wir sind zurück in Morondava und verbringen einen letzten Abend in der Stadt- hier gibt es sogar einen Beauty Salon! Wir fühlen uns wie im Paradies und ich finde es immer wieder erstaunlich, dass -egal wie arm die Frauen hier sein mögen - Pflege und Kosmetik hat einen hohen Stellenwert. Wir machen Pediküre und ein Brushing für die Party am Abend! Das Thema: Orange. 


Heimweg nach Antsirabe:
Hier sind wir am Bahnhof der Taxi-Brousse (=Bushtaxi, das natürlich 3x soviele Leute transportiert als Plätze vorhanden sind).



12 Stunden Fahrt - aber hey, wir haben auch 3 Tage in der Piroge überlebt :-)


Was habe ich mitgenommen von dieser Reise?

Ich finde es erstaunlich auf wieviele Dinge man eigentlich verzichten kann und wie schnell man sich wieder an den kleinen Dingen des Lebens erfreut – ein Zelt für sich alleine oder eine Dusche aus rotem Flusswasser. Es gibt aber auch Erlebnisse, die ich so schnell nicht vergessen werde: Wie ein Pirogée, der seit 4 Jahren Blut pinkelt aber nicht zum Arzt geht weil es für ihn normal geworden ist – genauso wie es normal ist die Reste der Vazaha zu essen. Und dann gibt es Verhaltensmuster, die man in jeder Gesellschaft wiederfindet: Mädchen, die gerne Zöpfe flechten und sich Cremes gegen Hautalterung ins Gesicht schmieren – Männer, die abends bei Rhum zusammensitzen und Mädels aufreißen wollen und Kinder, die sich totlachen wenn wir ihnen unsere Tänze beibringen wollen.

Und das sind nur meine Eindrücke dieser Reise an die Westküste. Ich glaube es wird noch viel folgen in den kommenden Wochen. 

Finally Home - Good Night!

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